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Erfolgsfaktor Teamvielfalt

18.03.2025

Erfolgsfaktor Teamvielfalt: Warum Unterschiedlichkeit Teams stärker macht.

Teams gelten als homogen, wenn ihre Teammitglieder ähnliche Persönlichkeiten und Stärken mitbringen. Sie sind meist sehr harmonisch, es gibt wenig Konflikte und Reibungen – es herrscht eine Wohlfühlatmosphäre. Hört sich gut an?

Tatsächlich erzielen homogene Teams in der Regel nicht die besten Ergebnisse. Das wurde in Studien von Meredith Belbin bereits in den 1970er Jahren belegt. Vielmehr: je diverser die Rollenverteilung im Team ist, desto leistungsfähiger ist das Team, so das Ergebnis. Die Performance eines Teams lässt sich noch weiter steigern, wenn allen Teammitgliedern bewusst ist, welche Rolle sie im Team und in den verschiedenen Situationen einnehmen. Wenn die Verteilung der Rollen also reflektiert wurde. Was aber meint „Rolle“?

 Sara Kaufmann geb. Shekoomand

Sara Kaufmann geb. Shekoomand

Managing Partnerin

s.kaufmann@change-partner.de

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Projects

Explizite und implizite Rollen

Die explizite Rolle ist das, was auf dem Papier steht. Es handelt sich um das konkrete Aufgabenfeld des Mitarbeiters - nachzulesen in der Stellenbeschreibung. Die explizite Rolle gibt also an, WAS wir tun. Das kann das Monitoring von Projekten sein, die Durchführung von Marketingaktivitäten oder das Controlling der Organisation. Die implizite Rolle hingegen basiert auf der Persönlichkeit und den Verhaltensroutinen einer Person. Diese beschäftigt sich damit, WIE wir die Dinge tun.

Das Rollenmodell nach Belbin.

Mit dem Modell von Meredith Belbin bewegen wir uns im Bereich der impliziten Rollen. Meredith Belbin ist ein britischer Forscher im Bereich Management und Organisationspsychologie, der durch sein Modell der Teamrollen bekannt wurde. In den 1970er Jahren führte er umfassende Studien am Henley Management College durch, um herauszufinden, warum einige Teams erfolgreicher waren als andere. Seine Forschung zeigte, dass nicht nur Fachwissen, sondern vor allem bestimmte Verhaltensweisen und Rollen im Team entscheidend für den Erfolg sind.

 

Sein Rollenmodell beschreibt neun verschiedene Teamrollen, die Menschen in Gruppen einnehmen können, basierend auf ihren Stärken und Verhaltensweisen. Darunter finden sich drei Hauptkategorien:

  • handlungsorientierte Rollen
  • kommunikationsorientierte Rollen sowie
  • wissensorientierte Rollen.

Am besten haben Teams in seinen Forschungsstudien abgeschnitten, in denen alle drei Kategorien und alle neun Rollen besetzt sind. Natürlich ist Unterschiedlichkeit kein Garant für Erfolg – ganz im Gegenteil kann Diversität viel Raum für Irritationen und Konflikte liefern. Gerade in einem diversen Team ist daher eine Reflektion der Rollenverteilung, der gegenseitigen Erwartungen und gemeinsamen Zielerreichung sehr elementar. Gehen wir erstmal auf die verschiedenen Rollentypen nach Belbin ein:

Die handlungsorientierten Rollen

Handlungsorientierte Rollen sind Personen, die „die Dinge in die Hand nehmen“ und schnell ins Tun kommen. Sie setzen Aufgaben um und bringen sie auch zu Ende.

Die Umsetzer

Die Perfektionisten

Die Macher

Die kommunikationsorientierten Rollen

Die kommunikationsorientierten Rollen umfassen Personen, die empathisch gegenüber ihren Teammitgliedern sind, gut kommunizieren und sich vernetzen können. Auch hier gibt es drei Rollen.

Die Teamworker

Die Wegbereiter

Die Koordinatoren

Die wissensorientierten Rollen

Als letzte Gruppe beschreibt Belbin die wissensorientierten Rollen. In diese Kategorie fallen Personen, die sich leidenschaftlich gerne und einfach Wissen aneignen bzw. entwickeln.

Die Erfinder

Die Beobachter

Die Spezialisten

Schlussfolgerungen - die Rollentypen

Jetzt klärt sich auf, warum Belbin zu dem Ergebnis gekommen ist, dass Teams, in denen all diese Rollen vorhanden sind, die beste Leistung erbringen: in solchen Teams sind alle relevanten Stärken eingebracht und werden typisch verteilte Schwächen ausgeglichen. Das trifft besonders auf Teams zu:

  • die ein breiteres Aufgabenfeld bearbeiten
  • durch eine interdependente Zusammenarbeit gekennzeichnet sind und
  • keine nur kurzfristige Spezialistenleistung erbringen sollen.

Es bedarf nach Belbin dabei keineswegs 9 und mehr Personen: eine Person kann in einem Team mehr als eine Rolle einnehmen und tut dies auch in unterschiedlichen Situationen. Zum Beispiel erfüllen Führungskräfte idealtypisch sowohl die Rollen der Macher als auch der Koordinatoren. Und natürlich kann eine Person in verschiedenen Teams auch verschiedene Rollen innehaben. Aufgrund der Mehrfachbesetzung ist dieses Modell entsprechend auch für kleinere Teams anwendbar. Entscheidend für ein erfolgreiches Arbeiten ist lediglich, dass tatsächlich alle Rollen – also alle Stärken und damit einhergehenden Perspektiven – im Team vorhanden sind. Welche Rolle eine Person in einem Team einnimmt, hängt nicht nur von der Persönlichkeit und dem Fachwissen ab, sondern auch von der Aufgabe des Teams, den äußeren Bedingungen, der Team-Geschichte sowie der Teamzusammensetzung.

Wie geht man mit dem Konzept in der Praxis um?

Durch das Belbin-Modell können Teammitglieder zum einen ihr eigenes Verhalten besser verstehen und ihre Rolle im Team reflektieren. Die Stärken und Schwächen einzelner Personen treten deutlicher hervor. In einer strukturierten Reflexion identifizieren die Teammitglieder zunächst ihre eigenen Rollen und geben sich anschließend gegenseitig Feedback. Dies schafft ein besseres Verständnis für individuelle Stärken und Schwächen, hilft dabei, Erwartungshaltungen bewusst zu machen und abzustimmen und stärkt mithin das Vertrauen im Team.

Auch für Führungskräfte bietet das Modell wertvolle Einsichten: Durch die Analyse der Teamrollen können sie Aufgaben gezielter verteilen, die Teamzusammensetzung strategischer aufsetzen, Kommunikation optimieren und präventiv Konfliktmanagement betreiben, wie auch unbesetzte Rollen strategisch ausgleichen. Langfristig unterstützt dies eine diversere, leistungsfähigere Teamdynamik.

Methodisch denkbar sind demnach

  • Einzelreflexionen (Selbst/Fremdbestimmung)
  • Feedback inkl. Austausch im Team, ggf. moderiert
  • Rollenspiele & Simulationen (z.B. Rollentausch, Rollenrotation etc.)
 Sara Kaufmann geb. Shekoomand

Sara Kaufmann geb. Shekoomand

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Ein Modell ist eine Brille. Sie macht vorher unscharfe oder sogar unsichtbare Gegenstände sichtbar - und liefert damit eine Basis für Reflexion und Intervention. Das hat – wie im Falle des Modells von Belbin – viele Vorteile für die Führungskraft und für die Teams selbst.