Was verstehen wir unter Organisationskultur?
Die Organisationskultur umfasst all das, was in einer Organisation nicht formal entschieden wurde, aber täglich Entscheidungen und damit das Handeln beeinflusst – es sind die informellen Spielregeln, die im Hintergrund den Rahmen für die Zusammenarbeit bilden. Ungeplant und implizit entwickeln sich Praktiken, Vorgehensweisen und Erwartungen, wie miteinander umgegangen wird: Kurze Dienstwege oder geschlossene Türen, spontane Kooperation zur Wertschöpfung oder formelle Verfahren der Terminplanung sind einige Beispiele. Dies zieht sich durch die gesamte Organisation hindurch, weshalb Organisationskultur so zentral für die Anpassungs- und Zukunftsfähigkeit einer Organisation ist.
Wenn Transformation und Veränderungsprozesse eingeleitet werden, ist die Organisationskultur ein relevanter Faktor für den Erfolg, oft aber auch für Widerstände und das Scheitern von Change: Die Organisationskultur entzieht sich oft der direkten Wahrnehmung und Planung, stabilisiert in der Regel den Status quo und kann nicht direkt gesteuert, sondern eher indirekt beeinflusst oder angestoßen werden. Unserer Erfahrung nach sind vor allem Veränderungen in der Struktur und im Design der Organisation erfolgversprechende Hebel, um indirekt auf die Kultur Einfluss zu nehmen. Steuerungssysteme, Geschäftsprozesse, Rollen und Verantwortlichkeiten, neue Kommunikations- und Dialogformate etc. sind Beispiele, wie die Kultur über die Organisationsstruktur Impulse erhalten kann.
Warum ist eine Kulturbeobachtung sinnvoll?
Soll sich eine Organisation für eine neue Strategie strukturell verändern, sollen Führungskräfte neue Leitlinien der Führung leben oder soll sich ein Team weiterentwickeln? In all diesen Situationen sollte die Organisationskultur als Teil des Change-Projektes berücksichtigt werden. Hierfür ist ein erster Schritt, die eigene Organisationskultur zu verstehen. Durch die Beobachtung dieser informellen Seite werden wechselseitige Einflüsse zwischen Kultur und Struktur bei Entwicklungsprozessen sichtbar und damit auch bearbeitbar. Erst durch eine Aufdeckung der möglichen Widersprüche und Gaps im Zusammenspiel aus Strategie, Organisationsgestaltung und Kultur lassen sich gezielt Ableitungen bilden und das Befeuern dieser Widersprüche durch unreflektierte Maßnahmen vermeiden.